Interview mit Peter Scherer, Geschäftsführer der Scherer Professional Security & Services SPS GmbH, für das Portal Euregio-Aachen.de

Die Kriminalstatistik zeigt es: Einbrüche, Diebstahl und Gewaltdelikte haben in den letzten Jahren immer mehr zugenommen. Gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit warnt die Polizei, besonders aufmerksam zu sein. Daher haben wir zum Thema Sicherheit, Entwicklung der Gesellschaft und Karriere im Sicherheits-Business einen der Köpfe der deutschen Security-Branche befragt.

Herr Scherer, das Bedürfnis der Bürger nach mehr Sicherheit wird immer stärker. Ist dies berechtigt oder sehen Sie hier eher ein subjektives Empfinden der einzelnen Personen?
Leider müssen auch wir immer wieder und über die letzten Jahre vermehrt feststellen, dass der Schritt zu strafbaren Handlungen für eine wachsende Zahl von Menschen offensichtlich ein leichterer geworden ist. Auch moralische Grenzen, die in den letzten Jahrzehnten noch Bestand hatten, scheinen immer mehr aufzuweichen. Dort, wo sich früher bei Meinungs-verschiedenheiten „nur zünftig“ auf die Ohren gehauen wurde, werden heute verstärkt gefährliche Gegenstände, Messer oder gar Schusswaffen zum Einsatz gebracht. Diese sozialen Veränderungen unserer Gesellschaft verfolgen wir seit zwei Jahrzenten mit großem Bedenken und Bedauern. Dabei scheint diese Entwicklung leider immer schneller voranzuschreiten. Insofern sind Sicherheitsbedenken generell sicher angebracht. Auch von offizieller Seite wird darauf ja auch immer mehr mit verschärften Sicherheitsauflagenreagiert.Derzeit werden in den Städten an Weihnachtsmärkten sogenannte mobile Truckblocks aufgestellt.

Halten Sie dies für eine wirkungsvolle Sicherheit gegen Terror-LKWs?
Dieses Thema wird zurzeit unter Experten sehr kontrovers diskutiert und auch intensiv ausgetestet. Dies auch im Hinblick auf die verschiedenen Konstruktionsweisen dieser Sperrsysteme. Alle Sicherheitsverantwortlichen hoffen aktuell, dass es dahingehend bald zu offiziellen und allgemein anerkannten Ergebnissen kommt. Ich persönlich komme als ehemaliger Physikstudent zum vorläufigen Schluss, dass manche Systeme besser als andere geeignet sind. Konstruktionen, die „nur“ blocken, schneiden sicher schlechter ab als die Ansätze, die die LKWs durch ihren Aufbau sofort fahruntüchtig machen. Prinzipiell ist jede aktuelle Sperre besser als gar keine. Auch die Verkleinerung eines potenziellen Schadens ist immer besser als gar keine Schadenseindämmung.

Ihre Firma, Scherer Professional Security & Services – SPS GmbH, gilt als Spezialist in der Sicherheitsbranche. Was empfehlen Sie als Fachmann Kommunen bei der Absicherung öffentlicher Veranstaltungen?
Ich denke, dass die meisten Kommunen da mit ihren verschärften Sicherheitsauflagen auf dem richtigen Weg sind. Gerade die ganz Großen wie exemplarisch die Stadt Köln. Hier sind professionelle Sicherheitskonzepte gefordert, deren Umsetzung größtenteils auch überprüft wird. Wichtig ist in diesem Zusammenhang allerdings, dass diese nicht weltfremd sind und von den Sicherheitsdienstleistern auch umsetzbar sein müssen. Leider wird meiner Meinung nach in einigen Kommunen oft aus gesellschaftspolitischen Gründen von den Auflagen her überreagiert. Wenn sich Theorie und Praxis dann extrem entgegenstehen, bringt das Ganze natürlich nichts. Das ist aber ein bundesweites und auch sicher branchenübergreifendes Problem. Sind die Hürden zu hoch gesteckt, muss man damit rechnen, dass sie nicht eingehalten werden, oder man muss akzeptieren, dass eventuell ganze Veranstaltungen aufgrund Undurchführbarkeit der Sicherheitsauflagen nicht stattfinden können. Aber erklären Sie das mal den Besuchern von öffentlich wirksamen Events wie zum Beispiel hunderttausenden von Fußballfans.

Ist es ein Unterschied, ob man öffentliche Veranstaltungen oder Veranstaltungen in geschlossenen Räumlichkeiten, wie z.B. die Gamescom, absichern muss?
Auf Ihre Frage bezogen ist zunächst eine Begriffsbestimmung angebracht. Eine öffentliche Veranstaltung ist prinzipiell erstmal für jedermann zugänglich. Oft werden diese von Kommunen ausgerichtet. Rein räumlich können diese auf einem Freigelände oder in komplett nicht befriedeter Öffentlichkeit stattfinden. Aber natürlich auch in überdachten Räumlichkeiten, solange der Zugang für jeden möglich ist. Exemplarisch seien hier Volksfeste oder Wahlkampfveranstaltungen genannt. Alle übrigen Veranstaltungen – ob privat oder durch Eintrittsgelder etc. eingeschränkt – können ebenfalls „draußen“ stattfinden. Nur dann eben in einem befriedeten (also eingezäunten) Gelände, auf dem eine Zutrittsregulierung stattfindet. Ebenso natürlich auch „drinnen“, was vielleicht für viele Menschen etwas typischer ist. Hier seien exemplarisch Messen, Konzerte oder Fußballspiele genannt. Prinzipiell erfordert jede einzelne Veranstaltung ein individuelles Sicherheitskonzept. Manche gleichen sich, aber darauf kann man sich nicht verlassen. Eine gesonderte Analyse der örtlichen Gegebenheiten und eine Gefährdungsbeurteilung müssen stets Grundlagen der Erarbeitung aller erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen sein.

Derzeit sind 260.000 Menschen in der Sicherheitsbranche beschäftigt. Wird sich diese Anzahl Ihrer Meinung nach in den nächsten Jahren noch erhöhen?
Ich finde es persönlich und menschlich sehr schade, dass wir als private Sicherheitsdienstleister von den aktuellen geopolitisch und gesellschaftlich negativen Entwicklungen und der damit extrem erhöhten Gefährdungslage profitieren. Dies ist aber leider schlicht und ergreifend so. Dahingehend ist auch weiterhin mit einer extremen Expansion in unserer Branche zu rechnen. Damit verbunden natürlich auch mit einer weiteren Erhöhung der Zahl aktiver Sicherheitsmitarbeiter. Dies auch gerade im Hinblick auf die Tatsache, dass immer mehr Aufgaben aus öffentlicher Hand (Citystreifen etc.) von privaten Sicherheitsdienstleistern abgedeckt oder zumindest unterstützt werden. Tendenz ebenfalls steigend.

Was empfehlen Sie jungen Menschen, die im Sicherheitsdienst arbeiten möchten?
Sollten diese bereits eine Ausbildung mitbringen oder ist der neue dreijährige Ausbildungsberuf, Fachkraft für Sicherheit, der Schritt für eine Karriere im Sicherheitsbereich? Wie in vielen Fragen des Lebens, gibt es stets ein Für und Wider. Für eine branchennahe Vorbildung (z.B. als Polizist etc.) spricht die gesammelte Erfahrung, die in unserer Branche extrem viel Wert hat. Gegen eine branchenfremde Ausbildung spricht einfach die verlorene Zeit. Da ist der direkte Weg der bessere. Man sollte sich da natürlich schon sicher sein, was man will. Die Arbeit in unserer Branche stellt sich für viele außenstehende junge Menschen als Traumberuf dar. Dem ist aber leider nicht so. Für stundenlanges Stehen, stets freundliches Verhalten auch in Streßsituationen und die damit auch klar verbundene Eigengefährdung muss man geboren sein. Hier empfehle ich ganz klar zunächst einmal die Absolvierung der IHK-Unterrichtung gem. § 34a GewO, die ohnehin Grundvoraussetzung für die Beschäftigung als Wachmitarbeiter bzw. Wachmitarbeiterin ist, und im Anschluss die entsprechende IHK-Sachkundeprüfung. Thematisch beschäftigen sich beide mit den gesetzlichen Grundlagen unserer Arbeit, dem Umgang mit Menschen etc. Die Sachkundeprüfung fragt die o.g. Themen schriftlich und mündlich ab und ist für den Einsatz in öffentlichen Bereichen erforderlich.Ist man dann einige Zeit in der Branche als „normale“ Sicherheitskraft tätig und hat mehr vor, sollte man sich die Fachkraft für Schutz und Sicherheit auf die Fahnen schreiben. Hier schafft man die Grundlage, um tatsächlich einen Beruf auszuüben und in leitender Funktion fachlich versiert anspruchsvolle innerbetriebliche sowie auftragsspezifische Aufgaben wahrzunehmen.Diese Aufgabenstrukturierung ist nicht festgeschrieben, ergibt sich nur schon allein aus der Tatsache der bei Großevents erforderlichen Mannstärke. Jede Position mit einer Fachkraft zu besetzen wäre absolut utopisch und auch unnötig. Im Eventbereich formt sich zudem aus diesem Grund auch aktuell das Aufgabenbild des VOD (Veranstaltungs-Ordnungs-Dienst). Die betreffenden Mitarbeiter sind mehr als Servicekräfte und nicht als Sicherheitskräfte zu sehen. Dies weil es einfach enorm viele Aufgaben zu erfüllen gilt, die nichts mit Bewachungen zu tun haben, wie zum Beispiel Platzanweiser bei Konzerten.

Ist der Beruf eher etwas für große, trainierte junge Männer oder können auch Frauen hier ihre berufliche Heimat finden?
Ohne körperlich trainiertes junges männliches Personal wäre unsere Branche sicher nicht denkbar. Dies ist auch wohl das typische Bild in der Öffentlichkeit. Aber dieses Bild täuscht. Wie eben erwähnt, sind unzählige Aufgaben mehr im Service- als im Wachbereich angesiedelt. Aber auch im Wachbereich ist das Demonstrieren von Präsenz mit der gleichzeitigen Möglichkeit der körperlichen Durchsetzung unserer Aufgaben und Rechte nur ein sehr kleiner Teil des tatsächlichen Aufgabenspektrums. Auch ältere Menschen und natürlich Frauen können beobachten, entscheiden und helfen. Zudem darf eine Personennachschau immer nur gleichgeschlechtlich durchgeführt werden. Also ist dort schon einmal der Einsatz von Frauen unabdingbar. Zudem zeigt die Erfahrung, dass gerade Frauen mit etwas Erfahrung ein gutes Händchen in angespannten Situationen haben und auf das Gegenüber oft deeskalierender als ihre männlichen Kollegen wirken. Zu guter Letzt sei erwähnt, dass sich einige Kolleginnen besser als so mancher männliche Kollege zur Wehr setzen können. Da sollte man sich wie so oft nicht vom Äußeren täuschen lassen.Ihr Unternehmen wird auch ausbilden.

Sie haben im Team einen Meister, der die Ausbildereignung besitzt. Wie sehen die Anforderungen an junge Menschen aus, die sich für eine Ausbildung in Ihrem Betrieb interessieren?
Hier gelten zunächst einmal die gleichen Wunschvoraussetzungen wie bei jedem anderen Mitarbeiter in unserer Branche und unserem Betrieb: Engagement, Pflichtbewusstsein, Ehrlichkeit, einwandfreier Leumund, Pünktlichkeit, zeitliche wie auch örtliche Flexibilität, Offenheit und Spaß am Umgang mit Menschen. Für die Ausbildung sehen wir alle genannten Punkte als noch wichtiger an. Diese weiten sich dann zusätzlich auf die innerbetrieblichen Zeiten und Aufgabenfelder aus. Als wichtige Punkte kommen diesbezüglich dann noch Verschwiegenheit und die Identifikation mit unserem Unternehmen hinzu. Zudem muss auch die Eignung und der Wille zur Durchführung von kaufmännischen und organisatorischen Aufgabenfeldern gegeben sein.

Suchen Sie für 2018 noch Azubis?
Es ist aktuell noch nicht abschließend entschieden, wie viele Ausbildungsplätze wir 2018 besetzen werden. Daher kann ich hier zurzeit keine konkrete Aussage treffen. Bewerbungen sind in jedem Fall weiterhin willkommen.

Bieten Sie auch gelenkte Praktika an?
Ja, wir bieten nach Abstimmung in geeigneten Zeiträumen auch Praktika an.

Pressekontakt:

Peter Scherer, CEO
Scherer Professional Security & Services – SPS GmbH
Hauptstraße 2 | 56283 Nörtershausen |
Telefon: +49 2605 9539421
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